Hand aufs Herz: Wenn ihr an Fehmarn denkt, habt ihr wahrscheinlich sofort den Sommer vor Augen. Gelbe Rapsfelder, blauer Himmel, Strandkörbe und das bunte Treiben an den Stränden. Aber ich muss euch etwas verraten: Fehmarn im Winter ist magisch.
Es ist eine andere Art von Magie. Sie ist leiser, rauer, aber dafür umso herzlicher. Wenn der Wind die Wolken über den Sund jagt und die Fehmarnsundbrücke wie ein grauer Riese im Nebel steht, dann beginnt für mich die gemütlichste Zeit des Jahres. Die Insel atmet durch. Und wir? Wir atmen mit.
Heute möchte ich euch mitnehmen auf ein perfektes Winterwochenende in Burg auf Fehmarn. Wir lassen den Stress auf dem Festland, kuscheln uns in dicke Schals und entdecken, warum die Inselhauptstadt gerade in der kalten Jahreszeit ein echtes Hygge-Paradies ist. Wir stöbern durch inhabergeführte Lädchen, die man im Sommertrubel vielleicht übersehen würde und erleben einen gemütlichen Weihnachtsmarkt, der so gar nichts mit dem Kitsch der Großstädte zu tun hat.
Winterwochenende in Burg: Shopping und Weihnachtsmarkt
Ankommen und Runterfahren: Euer Basislager
Bevor wir uns ins Getümmel stürzen, brauchen wir ein Zuhause auf Zeit. Im Winter ist die Wahl der Unterkunft fast noch wichtiger als im Sommer, denn man verbringt doch gerne mal eine Stunde länger im Warmen. In Burg gibt es zwei Adressen, die ich euch für dieses Wochenende besonders ans Herz legen möchte – je nachdem, welcher Typ ihr seid.
Historisch und mittendrin: Das Wissers Hotel
Wenn ihr den Puls der Stadt (auch wenn der im Winter etwas ruhiger schlägt) spüren wollt, dann führt kein Weg am Wissers Hotel vorbei. Es ist nicht einfach nur ein Hotel, es ist eine Institution. Das markante rote Backsteingebäude direkt am Marktplatz kennt jeder.
Das „Wissers“ hat den Spagat zwischen Tradition und Moderne geschafft. Die Zimmer sind stilvoll und hell. Der eigentliche Luxus ist hier aber die Lage. Ihr fallt quasi aus der Tür und steht direkt auf dem Kopfsteinpflaster des Marktes. Im Winter, wenn es draußen früh dunkel wird und die Lichter der Stadt angehen, ist der Blick aus dem Fenster einfach unbezahlbar. Nach einem langen Spaziergang könnt ihr euch im hoteleigenen Restaurant verwöhnen lassen – und glaubt mir, nach zwei Stunden Ostseewind schmeckt alles doppelt so gut.
Urig und entspannend: Die Burg-Klause
Seid ihr eher auf der Suche nach Wellness und diesem tiefen, wohligen „Hütten-Gefühl“? Dann ab in die Burg-Klause. Das Hotel liegt nur ein paar Gehminuten vom Zentrum entfernt im Blieschendorfer Weg, wirkt aber wie eine kleine Welt für sich. Schon beim Betreten der Lobby merkt man: Hier wird Gastfreundschaft großgeschrieben. Es ist familiär, es ist warm, es duftet oft leicht nach Kaminfeuer oder gutem Essen. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit ist alles schön beleuchtet und es gibt sogar einen Punschstand vor der Tür. Das Restaurant ist bekannt für seine fantastische Küche mit bayerischen Akzenten. Ja, richtig gehört! Ein deftiges Essen hier wärmt von innen, und die rustikale Einrichtung mit viel Holz macht es unglaublich gemütlich.
Shopping-Touren mit Herz: Kleine Läden statt große Ketten
Ausgeschlafen? Gefrühstückt? Gut. Denn jetzt machen wir etwas, das im Sommer zwischen Strand und Surfen oft zu kurz kommt: Wir gehen bummeln. Aber nicht irgendwo. Burg hat sich – zum Glück – seinen Charakter bewahrt. Es gibt sie noch, die kleinen, inhabergeführten Läden, in denen der Chef oder die Chefin noch selbst hinter dem Tresen steht und wo man Dinge findet, die es eben nicht bei Amazon gibt.
Hier sind meine drei absoluten Highlights für einen Shopping-Bummel, bei dem ihr die Zeit vergessen werdet.
1. Deco Goodies – es darf auch mal bunt sein
Starten wir in der Niendorfer Straße 21. Schon von außen leuchtet euch das Geschäft Deco Goodies entgegen. Wenn ihr, wie ich, diesen bunten und individuellen Stil liebt, werdet ihr hier wahrscheinlich Schnappatmung bekommen – vor Freude! Stephanie und Chris haben hier eine Oase für Designliebhaber geschaffen. Es ist nicht überladen, sondern kuratiert. Man merkt sofort: Jedes Teil hier wurde mit Liebe ausgesucht. Die Stücke kommen aus Dänemark, Spanien oder Portugal. Besonders toll finde ich die lokale Note: Sie haben eine eigene „Fehmarn forever“-Kollektion mit Postern und Postkarten. Das sind keine kitschigen Souvenirs mit Wackelbildern, sondern ästhetische Fotografien und Grafiken, die man sich wirklich gerne ins Wohnzimmer hängt. Es ist der perfekte Laden, um ein Geschenk zu suchen – und am Ende mit drei Dingen für sich selbst rauszugehen. Die Atmosphäre ist locker, man kommt schnell ins Schnacken und fühlt sich einfach willkommen.
2. Die versteckte Perle: Die kleine Stube im Badstaven
Jetzt wird es richtig urig. Wir biegen ab in den Badstaven. Allein der Weg dorthin ist schon ein Erlebnis. Der Badstaven ist eine dieser kleinen, engen Gassen in Burg, die viel Charme versprühen. Abseits des Trubels der Breite Straße, findet ihr „Die kleine Stube“.
Der Name ist Programm, aber lasst euch nicht täuschen: In dieser „kleinen Stube“ steckt eine riesige Welt an Gemütlichkeit. Sobald ihr die Tür öffnet, umfängt euch ein Duft von Tee, Kerzen und „Zuhause“. Es ist ein Laden wie aus dem Bilderbuch. Überall gibt es etwas zu entdecken. Hier findet ihr handverlesene Dekoration im Landhausstil, wunderschöne Tischwäsche, die jedes Sonntagsfrühstück aufwertet, und liebevolle Kleinigkeiten. Besonders im Winter ist dieser Laden ein Zufluchtsort. Man kann in Ruhe stöbern. Die Inhaber haben ein Händchen dafür, Dinge so zu präsentieren, dass man sofort Lust bekommt, sein eigenes Heim umzudekorieren. Ob nun die schönen Keramikhäuser aus England, ein besonderer Teebecher oder handgemachte Kerze – hier seid ihr goldrichtig.
3. Stilvoll und bunt: Jeronimo in der Breiten Straße
Wenn wir schon beim Thema „Besonderes“ sind, müssen wir über Mode sprechen. Dafür gehe ich zu Jeronimo. Jeronimo ist anders. Hier geht es um Lässigkeit, aber mit Qualität. Wenn ihr vor dem Geschäft steht, dann geht man links hinein und findet eine bunte skandinavische Modewelt. Gerade jetzt im Winter tun die frischen Farben richtig gut. Ob ihr nun auf der Suche nach dem perfekten Paar Stiefel für den Winterspaziergang seid oder ein Outfit für das Abendessen sucht – bei Jeronimo werdet ihr fündig.
Noch mehr Stöber-Tipps
Die Liste für Entdecker
Natürlich hat Burg noch mehr zu bieten. Wenn ihr noch Zeit und Platz in den Taschen habt, schaut unbedingt auch hier vorbei. Allesamt Läden mit Charakter und ohne das „Ketten-Einerlei“:
- Sonnenseiten – The Island Bookstore: (Niendorfer Straße) Ein Buchladen zum Verlieben. Persönliche Empfehlungen, eine tolle Auswahl an Insel-Krimis und eine Atmosphäre, die zum Schmökern einlädt. Perfekt, um Lektüre für den Kaminabend zu besorgen.
- Insel-Töpferei: In der Niendorfer Str. 12 gibt es Handfestes. Wunderschöne Keramik, die hier auf der Insel entsteht. Jedes Stück ein Unikat.
- Küstenmanufaktur: Handgemachte Marmeladen, Liköre und andere Köstlichkeiten der Insel in der Osterstraße.
- Wollgemacht: Alles rund ums Stricken und Häkeln in der Bahnhofstraße.
- Bug’s Wohnen & Schenken: Weitere schöne Deko-Artikel und Wohnaccessoires.
Das Highlight: Der Weihnachtsmarkt in Burg
Wenn der Nachmittag sich dem Ende neigt und die Dämmerung über die Insel kriecht (was im Winter ja schon am späten Nachmittag passiert), dann führen alle Wege zum Burger Marktplatz.
Vergesst die riesigen Weihnachtsmärkte in Hamburg oder Lübeck, wo man sich nur durch die Massen schiebt. Der Weihnachtsmarkt in Burg ist anders. Er ist das Herz der Insel im Winter. Stellt euch vor: Der historische Marktplatz, eingerahmt von den alten Backsteinhäusern und dem Rathaus. Über euch spannen sich Lichterketten durch die alten Bäume, die den ganzen Platz in ein warmes, goldenes Licht tauchen. Der Boden ist mit Hackschnitzeln ausgelegt und in der Mitte steht der große beleuchtete Weihnachtsbaum.
Was macht den Weihnachtsmarkt in Burg so besonders?
Es ist die Gemeinschaft. Hier treffen sich Einheimische und Besucher auf Augenhöhe. Man steht zusammen an den liebevoll geschmückten Holzbuden, trinkt einen heißen Fliederbeersaft oder einen klassischen Glühwein und schnackt. Es gibt keine Marktschreier, keine hektische Blink-Blink-Beleuchtung. Stattdessen riecht es nach Reibekuchen, Backfisch, gebrannten Mandeln und herzhafter Bratwurst.
Ein echtes Highlight ist das Live-Programm. Auf der kleinen Bühne wird Musik gemacht – mal traditionell weihnachtlich, mal rockig, mal Shanty. Es ist handgemacht und authentisch. Der Weihnachtsmarkt in Burg ist nicht darauf ausgelegt, Rekorde zu brechen, sondern darauf Menschen zusammenzubringen. Es ist dieser Moment, wenn man mit kalten Wangen und einer heißen Tasse in der Hand unter den beleuchteten Bäumen steht, der Musik lauscht. Der wohl gemütlichste Weihnachtmarkt, den man finden kann.
Ein Winterwochenende in Burg auf Fehmarn ist ein Eintauchen in eine Welt, die sich noch Zeit nimmt. Ihr werdet merken, wie der Puls ruhiger wird.
Fehmarn im Winter ist rau, ja. Aber genau diese Rauheit macht die Wärme drinnen so viel wertvoller. Die Insel gehört jetzt denjenigen, die genau hinschauen und das Leise genießen können.
Also worauf wartet ihr noch? Die Insel ist bereit für euch. Auch – und besonders – im Winter.
Bis bald auf der Insel,
Euer Patrick